Album der Woche

Auf das neue Album von Blur haben die Fans lange gewartet. Jetzt erscheint «The Magic Whip», gut sechs Jahre nach der Wiedervereinigung der Band, 12 Jahre nach dem letzten Studioalbum und 16 Jahre nach dem letzten Album, das vollständig als Quartett mit Graham Coxon eingespielt wurde.

Das neue Album «The Magic Whip» ist unter eher ungewöhnlichen Umständen entstanden. Eine Japan-Tour wurde abgesagt, und Blur hatten daher fünf freie Tage in Hong Kong, in denen sie sich in ein kleines Studio zurückzogen, anstatt sich Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Sie wollten lieber herausfinden, was sie musikalisch zustande bringen.

Dieser erste ‘Reiseentwurf’ von «The Magic Whip» hinterließ dann auch die asiatischen Anspielungen, die man – zumindest in den Titeln einiger Songs – erkennen kann. Besonders Frontman Damon Albarn war mit dem Ergebnis dieser Sessions noch nicht zufrieden, doch Graham Coxon entwickelte die Ideen weiter. Schließlich schrieb Damon die Lyrics zu dem weiter gereiften Material. Er flog sogar noch einmal nach Asien, um sich weiter inspirieren zu lassen.

Die Texte von «The Magic Whip» handeln von der Einsamkeit, die ein Fremder empfindet, der in einer großen Stadt gestrandet ist. Zu hören ist das besonders in «Lonesome Street» oder «Pyongyang». Auf der anderen Seite, beispielsweise In «Ong Ong», bieten Blur so viel Anreiz zum Mitsingen, dass der Rolling Stone dem Song schon vor Veröffentlichung des Albums eine Karriere als Hit und Klassiker voraussagt.

Blur haben es musikalisch einfach drauf. Abwechslungsreich waren sie schon immer. In «The Magic Whip» zeigen sie, dass sie immer noch gute Songs schreiben können. «There Are Too Many Of Us» oder «My Terracotta Heart» sind nur zwei Beispiele dafür. «My Terracotta Heart» und «Mirrorball» thematisieren die Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen. Die Einsamkeit wird im übertragenen Sinne zur Entfremdung, von sich selbst und in Beziehungen. Letztlich klingen darin auch die Schwierigkeiten an, die alle Bandmitglieder miteinander hatten, besonders aber Coxon und Albarn. Klingt schwer, bleibt aber dank des musikalischen Ideenreichtums immer spannende Unterhaltung.

Mit ihrem neuen Album «The Magic Whip» sind Blur wieder da. Sie sind reifer geworden, aber immer noch oder gerade deshalb die geniale Brit-Band, die mit viel Geschmack und Können den eigenen Stil weiterentwickelt.
(Quelle: jpc)

 

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