Album der Woche

«Love And Distortion» war einstmals das scheinbar widersprüchliche Schema, nach dem Aydo Abays ehemalige Band Blackmail vorging: Während sich ein Teil ihrer Fans wegen des honiggoldenen Gesangs Abays in die Koblenzer verliebt hatte, waren es für einen anderen vor allem Kurt Ebelhäusers verzerrte Riffs, die der Band ihre Sonderstellung im deutschen Indie-Rock verschafften. Lässt man «Lucid Peel» und «In Transit» aussen vor, deren auf ein lärmendes Finale ausgerichtete Strukturen durchaus auch von Blackmail hätten gezimmert sein können, lässt Abays – mittlerweile zu einem Quartett gewachsene – Band unter eigenem Namen die Waage auf ihrem Zweitwerk nun allerdings meist zur herzchenverzierten Seite ausschlagen: Liebe zur grossen Geste, die manche Songs in die Nähe einer weniger unausstehlichen Variante von 30 Seconds To Mars rückt, Liebe für Frank Zappa, die so weit geht, dass «Plastic» ganz unverhohlen die Gesangsmelodie von «Bobby Brown» mopst, und immer wieder Liebe zum Experiment, wenn sich etwa «Lemonade» in einem minutenlangen Saxofon-Solo verliert. Beigesteuert wurde dieses vom Saxofonisten der Jazz/Doom-Band Bohren & Der Club Of Gore. Dass dieser auf dem gleichen Album zu Gast ist wie die Background-Gesang beitragende Eva Briegel, Sängerin von Juli, ist dann auch schon der grösste Gegensatz auf einer ansonsten homogenen Platte, die ein weiteres Sternchen in der Discografie Abays darstellt. Aber das klingt eben nicht so griffig wie «Love And Distortion».
(Quelle: intro.de)

 

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Video zur Single «Stop The Fever»