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Zwei Bierbrauer mit Visionen

Die Bierlandschaft hat sich in der Schweiz sehr verändert. Dafür gesorgt haben auch die zwei Kleinbrauereien Hermann Bier und Garagenbier. Die Brauer dahinter kamen durchs Reisen auf die Braukunst und haben noch einiges vor.

Kleinbierbrauereien schiessen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden. Zwei davon sind die Kleinbrauereien Hermann Bier und Biergarage aus der Stadt St.Gallen. Beide kamen durch ihre Aufenthalte in den USA, England und Schottland auf die Idee Bier zu brauen. «Ich habe ein Jahr in England und vier Jahre in den USA gewohnt, beide haben eine grosse Bierkultur. Die US-Amerikaner sind sehr kreativ und dadurch kam ich auf den Geschmack», sagt Marco Hermann von Hermann Bier. Er begann Ende der 90er Jahre, als es in der Schweiz noch nicht so viele verschiedene Biere gab.

Vergrössern, aber klein bleiben

Solange ist Adrian Schmid von der Biergarage noch nicht in der Bierszene. Er braut seit sieben Jahren. Dabei würde er gerne sein Lieblingsbier brauen – ein sehr dunkles schottisches: «Hier finden so dunkle Biere keinen Absatz, wenn ich die brauen würde, könnte ich mit meiner Brauerei nicht lange überleben.» Noch ist für beide das Brauen ein intensives Hobby, aber sie haben Grosses vor. Hermann möchte in den nächsten Monaten in eine grössere Brauanlage investieren und in der Stadt eine Bier-Bar eröffnen. Auch Schmid möchte seine Bieranlage vergrössern und vom Bierbrauen leben. «Bis zu 100 000 Liter Bier zu brauen und zu verkaufen wäre das Ziel», so der 42-jährige Biergaragen-Brauer.

Marco Hermann von Hermann Bier hat so viele Ideen, aber so wenig Zeit. Bilder: Andrea Vieira

Nicht immer derselbe Geschmack

An neuen Geschmacksrichtungen zu tüfteln, haben sie keine Schwierigkeiten. Da ist der Geschmack vom jeweiligen Bier immer gleich hinzubekommen schwieriger. Denn sie können sich nur den Hopfen leisten, den es gerade in diesem Jahr im Handel gibt. Die grosse Brauerei Schützengarten haben die Möglichkeit aus verschiedenen Jahrgängen immer die gleiche Mischung zu machen. «Trotzdem braue ich immer mit der gleich hohen Qualität und geschmacklich weicht mein Bier nur mini vom vorherigen ab», sagt der 50-Jährige Hermann stolz. Die Bierbrauer müssen sich nicht künstlich zum Weitermachen motivieren – sie sprühen vor Tatendrang.

Adrian Schmid von der Biergarage freut sich auf die zwei Tage an der Bierprobier.

Unter den Kleinen herrscht keine Konkurrenz

Ihre Geschichten sind ähnlich, aber in einem Punkt sind sie sich nicht einig – für Schmid ist der Biermarkt übersättigt, für Hermann gibt es noch Platz nach oben. Sieht man zehn Jahre zurück – gab es in der Schweiz gut 100 Brauereien, heute sind es mehrere tausend. Als Konkurrenten sehen sie sich nicht, dafür habe es in der Stadt noch genügend Platz. «Die grossen Brauereien sehe ich als Wegbereiter, welche die Leute auf neue Geschmäcker aufmerksam machen können», erläutert Schmid.

Einen Nipp genehmigen

Die heissbegehrte Flüssigkeit können Bierliebhaber am Freitag und Samstag, 20. und 21. September am Bierprobier Festival versuchen. Die Kleinbierbrauer freuen sich, ihre Biergeschichte zu erzählen, über Bier zu philosophieren und auf ein schönes Fest, an dem es nicht darum geht, einfach Bier zu trinken, sondern es zu geniessen und neue Geschmacksrichtungen zu probieren.

Kaspar Widmer und sein Sohn Till aus Frauenfeld lernten Adrian Schmid auf einem Campingplatz im Bündnerland kennen und sein Bier lieben.

Andrea Vieira