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Ohrwurm garantiert

Ein Tinnitus und ein Ohrwurm haben mehr gemeinsam als man denkt. Sucht  das Gehirn zu intensiv nach einem Ton, kann das laut Salzburger Wissenschaftlern zum Tinnitus führen – oder zum Ohrwurm. Letzteres ist zwar nichts Dramatisches, beschäftigt die Wissenschaftler aber trotzdem .

Wenn man eine Melodie schon kennt, schwingt im Gehirn eine Drittelsekunde vor jedem Ton eine abgestimmte Welle. Es erwartet den gemerkten Ton und sucht ihn sogar intensiv. Zu starkes Suchen könnte ein Grund für Tinnitus-Empfänglichkeit sein, berichten Salzburger Wissenschaftler im Fachjournal «Nature Communications».

Der fiese Begleiter

Doch was wenn es unserem Gehirn langweilig ist? Dann könne es zur Endlosschleifen kommen, so Prof. Dr. Jan Hemming, Musikwissenschaftler und Ohrwurmforscher von der Universität Kassel. Läuft während des Abwaschs ein bekannter Song im Radio, kann sich dieser im Hirn einbrennen. Auslöser eines Ohrwurms können auch Assoziationen sein. Dann verbindet sich der Glühweinduft in der Nase mit «Last Christmasۛ» im Ohr. Schwieriger ist es, den Ohrwurm wieder loszuwerden. Hemming schlägt vor, sich den Song komplett anzuhören, denn nur Unvollständiges bleibe besonders lang im Gedächtnis hängen.

Wo der Ohrwurm im Gehirn sein Unwesen treibt, ist den Wissenschaftlern jedoch unklar. Weil zwischen dem Hör- und Singzentrum ein Kreislauf besteht, vermuten sie, dass sie sich gegenseitig immer wieder anspornen.

Fünf Garantien für einen Ohrwurm

Psychologen der britischen Durham University haben 3000 Leute gefragt, an welche Liedern sie sich spontan erinnern. Anschliessend untersuchten die Psychologen die Lieder auf Gemeinsamkeiten. Fünf Ohrwurm-Merkmale kamen dabei heraus:

Einfachheit: Ohrwürmer sind meist eingängige Melodien mit wechselnden Tonhöhen, vergleichbar mit Kinderliedern. Wie bei «Move Like Jagger» von Maroon 5.

Wiederholung: Je häufiger im Lied ein Beat wiederholt wird, umso besser sind die Chancen, dass es hängenbleibt. Wegen dem prägnanten Gitarrenriff bekommt man «Seven Nation Army» von den White Stripes so schwer wieder aus dem Schädel.

Überraschung: Interessanterweise verhakt sich ein allzu simpler Song weniger wahrscheinlich im Kopf, als einer mit ungewöhnlichen Intervallen oder Rhythmuswechseln. «My Sharona» von The Knack ist so ein Fall.

Geschwindigkeit: Ein flotter Kracher bleibt einfach leichter hängen als eine Schnulze.

Text: Mithilfe von Sprache bleibt eine Melodie leichter in der Erinnerung, als ein reines Instrumentalstück.

Wer sich getraut, kann sich in der Liste ein paar Ohrwürmer anhören:

Bad Romance von Lady Gaga

Can’t Get You Out Of My Head von Kylie Minogue

Don’t Stop Believing von Journey

Somebody That I Used To Know von Gotye

California Gurls von Katy Perry

Andrea Vieira, 06.12.2019