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Die Arbeit Frau Holle überlassen

Für Skigebiete ist eine Beschneiungsanlage fast ein Muss, um den Wünschen der Skifahrer nachzukommen. Für die kleinen Skiliftbetreiber, in tieferen Regionen, ist das nicht so einfach.

Auf 1000 Meter über Meer herrscht Wintermärchenstimmung, aber im Tal spriessen fast schon die ersten Schneeglöckchen. Grün sieht es auch auf der Skipiste vom Skilift Blatten im Innerrhodischen Speicher aus. Um das Schneemangelproblem zu lösen, könnten doch die kleinen Skiliftbetreiber eine Beschneiungsanlage anschaffen. So einfach ist es für sie dann doch nicht. Schon nur eine Schneekanone kostet zirka 50’000 Franken, Personalaufwand, Strom- und Wasseranschluss nicht mit einberechnet.

Eine Schneekanone ist undenkbar

Das Ehepaar Vetsch betreibt den kleinen Blattner Skilift. «Skigäste sprachen uns schon auf eine Schneekanone an und ich habe es auch mit meinem Mann besprochen. Die Idee haben wir, aber gleich wieder verworfen», sagt Silvia Vetsch. Sie betreiben den Skilift aus eigener Kasse mit ihren Gönnerbeiträgen und freiwilligen Helfern. Ein Schneeerzeuger sei zu teuer und nicht ökologisch. Aber möglich wär’s. Die Firma Demaclenko Switzerland GmbH hat sehr kleine Skipisten schon mit mobilen Schneeerzeugern beliefert. Solange das Geld, die Ressourcen und Personal vorhanden sind, ist es möglich. «Ein Schneeerzeuger ist mittlerweile unterhaltsarm. Muss aber, je nach gebiet, täglich umpositioniert werden», erklärt Geschäftsführer Rinaldo Kreuzer. Die Wasserschläuche müssten geleert und wenn sie verschneit wären, mit den Stromkabeln wieder ausgegraben werden.

Grosser Aufwand, geringer Ertrag

Wie gut die maschinelle Frau Holle wüten kann, ist auch von den Wetterverhältnissen abhängig. Ist es windstill, fliegt der Schnee aus der Kanone bis zu 100 Meter weit. Ist die Temperatur zudem auch noch im zweistelligen Minusbereich, ist der Hang schneller mit Schnee bedeckt. Bei Skiliften wie beim Blattener ist es aber selten so kalt. «Auch bei warmen Temperaturen kann trotzdem beschneit werden, es dauert einfach länger», sagt Kreuzer. In einem grossen Skigebiet kann die Beschneiung bis zu 75 Stunden dauern. Für die Skiliftbetreiberin Vetsch würden 30 Zentimeter Schnee reichen, um ihren Skilift in Betrieb zu nehmen. Selbst für so eine geringe Menge an Schnee wäre der Hang nicht in einer Nacht beschneit. «Ist nur auf der Piste Schnee und drum herum ist es grün, finde ich es nicht schön Ski zu fahren», sagt Vetsch. Wenn ein Kind mit reichlich Schwung daher käme und auf die Rasenfläche fahren würde, würde es sich überschlagen und verletzen, so Vetsch. Für sie ist klar: «Bei uns ist der Skilift nun mal nur in Betrieb wenn’s geschneit hat.»

Andrea Vieira, 10.01.2020