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Hitmill: Einblick CH-Musikszene

Am kommenden Freitag, dem 26.2., werden die alljährlichen Swiss Music Awards verliehen. Unter den zahlreichen nominierten Bands sind zwei, Megawatt und Heimweh, die von der selben Firma produziert werden: Hitmill. Mit Pegasus, Baschi und Stress gehören renommierte Schweizer Künstler zu ihrem Repertoire – die Zürcher Produktionsfirma ist entsprechend seit vielen Jahren erfolgreich im Schweizer Musikmarkt vertreten. In einem Gespräch mit Georg Schlunegger, Mitbesitzer von Hitmill, haben wir uns über ihr Erfolgsrezept unterhalten.

Auf Spotify gibt’s jeden Tag 40’000 neue Songs – um da aus der Masse rauszustechen, muss man beim ersten Hören einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dank ihren erfolgreichen Bands kann Hitmill hier aus erster Hand berichten:

«Es braucht immer etwas das bei den einen sehr vill Sympathie auslöst, bei den anderen vielleicht ein bisschen Aversion.»

Am Ende jedes Songs soll man ihn also entweder nochmals hören, oder gar nicht mehr hören wollen. Genau das strebt Hitmill zum Beispiel bei ihrer Rockband Megawatt an.

«Hä? Es tönt irgendwie wie Nickelback aber ist gleichzeitig auf Mundart?»

Die Musik soll überraschen, wie genau spielt aber keine grosse Rolle. Schlussendlich soll einem die Lust einfach 3.5 Minuten nicht vergehen:

Werden alle diese Punkt befolgt, ist der eigene Song vielleicht einer der 40’0000 neuen Spotify-Songs, der tatsächlich gehört wird.

Marketing

Ist das eigene Werk vollgepackt mit Überraschungsmomenten, so muss es nur noch sein Zielpublikum finden – genau hier kommt eine Produktionsfirma wie Hitmill zum Einsatz. Damit sie ihre Marketing-Maschinerie in Gang setzen können, muss der Künstler oder die Künstlerin aber schon einiges mitbringen:

Das Management versucht dann die Musik unter die Leute zu bringen, in dem sie die Zielgruppe identifizieren und diese gezielt ansprechen. Am besten klappt das gemäss Georg Schlunegger via Social Media, via Web und per Platzierung mit Inseraten.

Revolution Spotify

Blicken wir ein paar Jahre zurück, da mussten Musiker und Musikerinnen noch mit ihrer CD im Gepäck die Plattenfirmen ablaufen um so vermarktet und verbreitet zu werden. Mit Spotify hat sich diese Abhängigkeit gelöst – jeder Musiker und jede Musikerin kann nun selbstständig Musik veröffentlichen, was natürlich Platz für unkonventionelle Künstler und Künstlerinnen bietet.

Als Beispiel dafür nennt Georg Schlunegger Loredana:

Durch Streaming verändert sich die Aufgabe einer Plattenfirma: Das Vermarkten und Veröffentlichen ist nicht mehr die zentrale Aufgabe, vielmehr steht die Plattenfirma den Künstlern und Künstlerinnen beratend zur Seite:

«Es braucht ein Team um einen Künstler, das seine Vision teilt, einen in die Schranken weist, einem hilft, freundschaftlich verbunden ist aber auch eine Geschäftsbeziehung pflegt.»

So kümmert sich die Plattenfirma zum Beispiel um das öffentliche Auftreten eines Künstlers oder einer Künstlerin an Konzerten, online und in den sozialen Medien. Das Spotify-Zeitalter hat den Plattenfirmen also einen Teil ihrer Macht abgenommen, die Plattenfirmen wissen damit aber gut umzugehen. Gäbe Spotify den Künstlern und Künstlerinnen nun noch einen grösseren Teil des Einnahmekuchens ab, so wären wohl auch sie vollends zufrieden.

Musik in Werbung

Die Produktionsfirma Hitmill ist nicht nur mit Musik fürs Radio sehr erfolgreich, auch mit Fernseh-Werbung haben sie in der Schweiz schon grosse Erfolge gefeiert. So stammt beispielsweise der berühmte Bio-Bio-Rap von Hitmill:

Der Song ist so berühmt, dass er mittlerweile an Schulen im Unterricht behandelt wird. Auf diesen Erfolg hat Hitmill natürlich abgezielt, auch hier ging’s um den Überraschungseffekt:

«Dass man einen Bauern-Rap daraus macht und das “Bio Bio” verautotuned, das fällt natürlich auf im Ohr.»

Während es bei der Musik für’s Radio auch immer darum geht, dass die Musik in’s Gesamtbild des Künstlers oder der Künstlerin passt, ist der Fokus bei der Werbung ganz anders:

«Es geht weniger darum, ein Big Picture für den Künstler zu haben (wo ist er in 5 Jahren), es ist ein sehr konzentriertes Arbeiten auf wenige Sekunden.»

Anstatt also in 3.5 Minuten eine Geschichte zu erzählen die auch die Band repräsentiert, muss bei der Werbung in wenigen Sekunden alles pointiert werden. Bei der Produktion von Werbemusik ist entsprechend auch das Vorgehen anders:

Bild und Musik sind in der Werbung also ganz genau aufeinander abgestimmt – von A bis Z. So ist die Wahrscheinlichkeit auch grösser, dass die Werbung in Erinnerung bleibt – oder hier, das Produkt.

Martin Stebler, 22.02.2021