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Heiraten in Corona-Zeiten

Mit Mundschutz den Bund fürs Leben eingehen. Viele Paare müssen ihre Hochzeitspläne umkrempeln, andere bekommen nochmals die Chance, es sich anders zu überlegen. 

Die Lieblingsblumen sind bestellt und im Wunschlokal ist reserviert. Nach zahllosen Diskussionen und schlaflosen Nächten steht auch die Sitzplatzordnung. Man hat eine vierwöchige Diät hinter sich, damit man auch sicher in das Brautkleid passt und fühlt immer noch die Schmerzen der Damenbartenthaarung. Horrorszenarien von peinlichen Stolpern zum Altar oder das Nichterscheinen des Bräutigams poppen immer wieder zwischen der Nervosität und der Vorfreude auf. An einen Virus, der den scheinbar schönste  Tag zunichtemacht, hätte niemand gedacht.

Früh entscheiden zahlt sich aus

Im Sommer sind sie sieben Jahre zusammen. Désirée und Ardijan aus Oberriet haben bereits vor zwei Jahren im Kosovo «Ja» zueinander gesagt. Nicht offiziell, deshalb möchten sie es jetzt noch beim Standesamt aufs Papier bringen. «Wir haben einfach eine grosse Feier gemacht. Da waren vor allem Ardijans Verwandte dabei. Nun wollten wir eine typische Schweizer-Hochzeit mit meinen Angehörigen machen», erzählt die Dreissigjährige. Sie werden am Freitag, den 03. April, getraut. Leider ohne Familie und ohne grosses Tamtam. «Wir haben bereits Anfang März die Feier abgesagt, deshalb konnten wir zum Glück alles kostenlos stornieren.» Désirée ist besonders traurig, dass ihre Grosseltern und ihre Mutter, die das Brautkleid geschneiter habe, am kommenden Freitag nicht dabei sein können. Trotzdem sehe sie auch Positives: «Wir werden eine ordentliche Feier nachholen. So habe ich jetzt noch mehr Zeit um alles noch grösser und besser zu planen.»


Quelle: giphy.com

Sie dürfen die Braut trotzdem küssen

Der Grundbetrieb aufrecht zu erhalten ist eine Weisung des Bundes. Deshalb dürfen unter anderem noch Trauungen und Partnerschaftseintragungen, unter beachten der Hygienevorschriften, vorgenommen werden. «Wir hatten die ersten paar Tage sehr viele Anfragen, ob die Hochzeit noch stattfinden kann», erzählt Stephanie Hutter, Abteilungsleiterin Standesamt St. Gallen. Absagen haben sie eher wenige erhalten, aber viele Paare würden ihren Termin verschieben. «Wir haben alle Betroffenen über die neuen Massnahmen informiert. Es werden keine Hände mehr gegeben, wir halten Abstand und wir führen allgemeine Termine hinter einer Plexiglasscheibe durch», erklärt Hutter. An Trauungen und Partnerschaftseintragungen dürfen keine Gäste mehr mitgebracht werden, ausser die Trauzeugen und wenn nötig einen Dolmetscher. Trotz diesen Massnahmen sei die Stimmung der Brautpaare gut. «Das Paar muss sich nochmals damit auseinandersetzen, ob sie jetzt heiraten, bzw. sich eintragen lassen wollen. Diese Überdenkung bestärkt sie in ihrer Entscheidung. «Oft sind sie sehr dankbar, dass die Beurkundung trotz der Ausnahmesituation durchgeführt wird», erzählt Stephanie Hutter. «Und küssen dürfen sie sich natürlich ohne Mundschutz.»

Joëlle Virginie Maillart, 02.04.2020