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Frischer Wind für St.Gallen

Auf jedem freien Fleck würde sich vermutlich ein Walliser eine Rebe wünschen. Die Stadt St.Galler hingegen wünschen sich, dass ihre Stadt generell grüner, tierfreundlicher und lebenswerter wird. 

Zu einer der Umwelt-Massnahem gehört zum Beispiel die Stadt abzukühlen. Obwohl St.Gallen mit 669 m.ü.M. gegenüber Zürich mit seinen 406 m.ü.M. im Vorteil ist, hat sie doch mit der Hitze zu kämpfen. Dieses Problem sollen nicht nur mehr Wiesen, Bäume, Tümpel oder fliessende Wasser lösen, weiss Hungerbühler: «Die Durchlüftung ist ein wichtiger Faktorweil wir durch den Klimawandel mit mehr Hitzesommern rechnen müssen.» Eine Abkühlung erreiche man, indem die Bauverantwortlichen auf einen grossen Abstand zwischen den Gebäuden achten, sodass der Wind durch die Stadt blasen kannHungerbühler sagt auch die Farbwahl von Gebäuden sei ausschlaggeben für die Abkühlung einer Stadt. So könnte St.Gallen bald so bunt aussehen wie ein kubanisches Kleinstädtchen mit gelben und hellblauen Gebäuden. Doch bei der Umsetzung des Umweltkonzeptes liege der Hase im Pfeffer, so Stadtrat Jans. Auf die Gewichtung der Artenvielfallt komme es an.  «Wie ernst die Biodiversität die Verantwortlichen nehmen, wird man in deren Taten sehen», sagt Jans.

Karin Hungerbühler und Peter Jans wollen die Stadt noch grüner und lebenswerter machen. Bild: Andrea Vieira / toxic.fm

Es wird neu auf die Finger geschaut 

Zuvor hat man kaum Rücksicht auf die Biodiversität genommen. «Jetzt gibt es eine Arbeitsgruppedie darauf für die Stadt achtet und die man bei der Planung von Bauprojekten miteinbeziehen kann.» Also wird neu mit Adleraugen darauf geachtet, dass an jedem neuen Strassenabschnitt die Verantwortlichen auch mehr Gräser aus dem Boden spriessen lassen. «Genau da ist auch die Schwierigkeit, weil es wird immer Interessenskonflikte geben. Dabei gewinnt mal die Natur und mal der Bau, für den die Natur weichen muss», sagt Jans. Je öfter die Natur gewinnt desto lebenswerter wird die Stadt.  

 

Der Ball geht an das Parlament 

 «Bisher war die Stadtnatur und das Klima in der Ortsplanung noch nicht konkret berücksichtigt», sagt die Dienststellenleiterin Umwelt und Energie Karin Hungerbühler. Der Stadtrat hat daher 52 Massnahmen in sieben Handlungsbereiche unterteilt. Die Bereiche Stadtklima, Stadtnatur, Strahlung, Luft, Lärm, Boden und Wasser sollen die Stadt passend zum Kantonswappen grüner machen. Dieses Umweltkonzept legt der Stadtrat in der August- Sitzung dem Stadtparlament vor. Wie das Parlament auf das Umweltkonzept reagieren wird, kann Stadtrat Peter Jans nicht einschätzen: «Es kann sein, dass es von ihm als völlig unsinnig angesehen wird oder das pure Gegenteil, dass das Parlament das Gefühl hat, wir gingen zu langsam vor.» Egal wie die Sitzung ausgeht, das Parlament kann am Konzept nichts verändern, höchstens beantragen es anzupassen. 

Andrea Vieira, 03.06.2020