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Faire Arbeitsbedingungen statt Applaus

Applaudierende Menschen auf ihren Balkonen. So sah es während der ersten Welle der Corona-Krise überall in der Schweiz aus. Die Bevölkerung dankte mit dieser Geste unter anderem dem Gesundheitspersonal für ihren Einsatz in dieser speziellen Zeit. Zusätzlich wurden auch die Stimmen lauter, die bessere Arbeitsverhältnisse im Gesundheitswesen forderten. Sieben Monate später sind wir Mitten in der zweiten Welle, aber geändert hat sich nichts. Aus diesem Grund geht das «Bündnis Gesundheit» mit dem Slogan «Gemeinsam mit dem Gesundheitspersonal» auf die Schweizer Strassen.

«Applaus alleine genügt nicht!», steht auf den Flyern, die Demonstranten in Frauenfeld vor dem Rathaus verteilen. Damit spielen sie auf die Solidarität der Bevölkerung während der ersten Coronawelle an. Mit einer Protestwoche will das «Bündnis Gesundheit» auf die Missstände im Schweizer Gesundheitswesen aufmerksam machen. Denn wenn es nach dem Bündnis geht, zeigt die Corona-Krise auf, was das Gesundheitspersonal alles leisten muss und was im Gesundheitswesen schief läuft.

Bildquelle: toxic.fm / BAG-konforme Menschenkette mit Mindestabstand

Bekannte Probleme

Aber die Missstände im Gesundheitswesen seien nicht neu, meinen die Initiantinnen der Protestwoche. «Die Pflege schreit nach Hilfe – Die Pflege schreit nach besseren Arbeitsbedingungen und das bereits vor Corona», so Fatime Zekjiri, Vertreterin der Unia. Auch Cornelia Bickert, Regionalsekretärin der Gewerkschaft Syna, ist dieser Meinung. «Wir alle brauchen die Pflege, aber die Arbeitsbedingungen sind nicht akzeptabel». So seien die ständig verschiedenen Arbeitspläne oder auch die langen Arbeitszeiten eine Herausforderung, um Freizeit oder auch Familienleben zu planen und organisieren. Dazu kommt noch der niedrige Lohn, mit dem sich das Pflegepersonal zufrieden geben muss.

Bildquelle: toxic.fm / Pflege sollte nicht krank machen

Es soll sich etwas ändern

Und genau wegen diesen Arbeitsbedingungen standen in Frauenfeld etwa 60 Personen zusammen und bildeten heute eine Menschenkette. Zwischen den einzelnen Personen wurde der Mindestabstand ideal genutzt, um Fahnen oder Plakate zu präsentieren. Dabei fordert das «Bündnis Gesundheit» eine Corona-Prämie, die einem Monatslohn entsprechen soll, mehr Lohn für das Pflegepersonal und Schluss mit Pflege à la Minute. Zusätzlich will das Bündnis mehr Rechte am Arbeitsplatz, mehr Mitspracherecht und besseren Schutz. Wenn diese Forderungen von der Regierung umgesetzt werden würden, wäre das «Bündnis Gesundheit» sicherlich die Ersten die applaudieren würden.

Bildquelle: toxic.fm / Initiantinnen «Bündnis Gesundheit»
Sandro Widrig, 28.10.2020