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Die Rassismus-Stopper

Der Tod von George Floyd versetzt die Welt in Trauer. Auf der ganzen Welt gehen die Leute auf die Strasse, um sich gegen strukturellen Rassismus und Polizeigewalt an Menschen mit dunkler Hautfarbe zu wehren. Doch wie viele Fälle von Rassismus gibt es in der Schweiz? 

Im Jahr 2019 ist Rassismus gegen Schwarze mit 132 Nennungen weiterhin das am häufigsten genannte Diskriminierungsmotiv. Doch für den Geschäftsführer von der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) Zürich, Dominic Pugatsch, ist klar: «Leider ist die Dunkelziffer um einiges höher. Viele Vorfälle werden nicht gemeldet.» In den Medien wurden im selben Jahr nur 41 Fälle publik. 

Schutz von Rassismus im Alltag 

Die GRA hat sich in Kampagnen und in ihrem jährlich erscheinenden Rassismusbericht ebenfalls mit Rassismus im Alltag beschäftigt. 2019 waren Personen in Schulen und am Arbeitsplatz am stärksten davon betroffen. Gerade im Bildungsbereich sollte noch mehr Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit geleistet werden. Es muss gerade jungen Erwachsenen auch bewusst sein, dass gravierende menschenverachtende Äusserungen in öffentlichen Chats auch strafbar sein, so Pugatsch. Die GRA beginnt zusammen mit ihrer Partnerorganisation SET (Stiftung für Erziehung zur Toleranz) mit der Prävention gegen Fremdenhass schon im frühen Kindesalter. Das neuste Projekt «T(oleranz)-Box» fördert die spielerische Erziehung von 1- bis 5-jährigen Kindern zum positiven Erleben von Vielfalt.

GRA-Geschäftsführer Dominic Pugatsch, Bildquelle: zVg

Viel Öffentlichkeitsarbeit  

Wenn es um Projekte für die Chancengleichheit von Minderheiten geht, ist der Diskriminierungsschutz in der Schweiz noch immer zu wenig präsent. Pugatsch und sein Team bieten dem Rassismus die Stirn. «Wir leisten viel öffentliche Aufklärungsarbeit, um die Personen zu sensibilisieren», sagt der Geschäftsführer. Denn Social Media seien leider häufig einfache Ventile, um Ärger über Minderheiten zum Ausdruck zu bringen.

Zweitens leisten GRA und SET Aufklärungsarbeit an Schulen. Die Zukunft von Morgen müsse sich früh mit Toleranzfragen beschäftigen. Drittens gehe die Stiftung in gravierenden Fällen auch juristisch vor, so Pugatsch. Und zu guter Letzt hat die GRA im Parlament eine Gruppe, die sich mit Rassismus und Diskriminierung beschäftigt.  

Mehr Mut und Bildung 

Für den GRA-Geschäftsführer ist schliesslich die Zivilcourage wichtig. Denn mit dem Melden von rassistischen oder antisemitischen Vorfällen ist es noch nicht getan. «Die Leute sollen, wenn möglich, Zivilcourage zeigen und nicht nur zuschauen», so Pugatsch. Und genau diese Solidarität werde durch eine themengerechte Bildung und Erziehung gestärkt. 

Maurin Stübi, 04.06.2020