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Die Olma und ihre Budenstadt

Zum 77. Mal öffnet die Olma Ihre Tore. Pegasus, Phönix und Willi der Wurm sind auch wieder am Start. Wer und was sich von den über 200 Händlern und 44 Schaustellern sonst noch auf dem Jahrmarkt tummelt, möchte ich selbst entdecken. 

Eine Stunde nach der offiziellen Eröffnung mache ich mich auf den Weg. Ein kalter Wind bläst mir um den Kopf, ein bisschen Regen setzt ein und ich wünsche mich gleich ins Bett zurück. Umso mehr erstaunt es mich, dass bereits um 11 Uhr ein kleiner Völkermarsch in Richtung Olmagelände stattfindet. Es sind vor allem Eltern mit ihren Kindern und ältere Besucher zu sehen. Die Ruhe vor dem Sturm. Alles ist unbefleckt und noch ganz frisch. Keine Alkoholleichen auf dem Boden, keine reizenden Gerüche in der Luft.

Hallo Budenstadt

Der Duft von Zuckerwatte, gebrannten Mandeln und Marroni heisst mich willkommen. Trotz dem ungemütlichen Wetter sind die Bahnen bereits vereinzelt besetzt und die Budenstadt erwacht. Als erstes möchte ich ein paar Informationen vom Riesenradbetreiber herausfinden. Trotz meinem Hundeblick möchte er mir keine Fragen beantworten. Warum die Platzierung der Bahnen immer anders ist, erfahre ich dennoch. «Das bestimmt die Gewerbepolizei ganz alleine», sagt er. Ein paar Schritte weiter lächelt mich die nette Dame vom Schiessstand an. Ich deute das als Einladung und plaudere mit ihr. Sie betreibt Ihren Stand schon seit über 30 Jahren. Schlechte Erfahrungen hat sie zum Glück nicht in Erinnerung. Solange die Gäste freundlich bleiben und ihre volle Blase nicht hinter den Stand entleeren, mache es Spass.


Quelle: pixabay- anujatilj

Und freundlich grüsst die Geisterbahn

Es ist bald Mittag. Das Gelände füllt sich langsam und der Duft von Knoblauchbrot und Bratwurst wird immer verlockender. Mit der Nase in der Luft und den Gedanken beim Essen bemerke ich plötzlich eine unrealistisch grosse Spinne über meinem Kopf. Jetzt wo ich die Geisterbahn entdecke ist mir klar, wo der Achtbeiner sein zu Hause hat. Wenn ich schon mal da bin, teste ich meine Nerven bei einer kleinen Spritztour durch die Geisterburg. Umfasst von Dunkelheit, fiesem Lachen und etwas das mich am Bein packt, kann ich mir einen Schrei nicht verkneifen. Ich versinke im Sitz und möchte mich unsichtbar machen. Eine knappe Minute später ist die Anspannung vorbei. Trotz Schreck verlasse ich die Geisterbahn mit einem grossen Lachen. Die Hosen sind zum Glück trocken und das Herz auch wieder am richtigen Ort.


Quelle: giphy.com

Nichts für schwache Mägen

Schon beim Anblick von zwei Bahnen wird mir schlecht. Wie sich die alkoholisierten Fahrgäste verhalten und ob es schon das eine oder andere Malheur gegeben hat, sagen mir die Besitzer. «Der Radius bei dieser Bahn ist gross und das macht es nicht so schlimm. Wir mussten bis jetzt noch nie etwas wegputzen», sagt uns der Krakenvater. «Stark alkoholisierte Gäste schicken wir freundlich weiter, denn wenn etwas passiert, haften wir». Etwas anders sieht es bei der Phönix Schaukel aus. «Der Schlauch ist immer einsatzbereit und wischt Unschönes rasch weg», meint die Bahnbetreiberin.


Quelle: toxic.fm

Mittlerweile ist es Mittag. Die Geschäftsleute kommen zum Essen. Auch ich mache mich langsam auf den Rückweg, aber ohne Riesenradfahrt und Magenbrot kann ich das Gelände nicht verlassen. Der perfekte Ort zum Träumen oder für ein nettes Olma Date.
Ich verabschiede mich vom feinen Duft, den lauten Bahnen und der mittlerweile sehr lebendigen Budenstadt.

 

Joëlle Virginie Maillart, 10.10.2019